Himmelsglobus

Stiere sind schön

Kalbträger  Sie sind schön, sanft und gutmütig. Als Kinder der Venus begeistern sie sich sowohl für die Mode und Kosmetikindustrie als auch für den Kunsthandel. Trotzdem sind viele Stiergeborene unzufrieden mit ihrem Zeichen. Gerade ihre Gutmütigkeit gefällt ihnen nicht, sie verwechseln diese wunderbare harmonisierende Eigenschaft mit Einfältigkeit. “Dumm sein und Arbeit haben, das ist Glück.” So befand ein berühmter Stier, Gottfried Benn, kurz und bündig. Stiere sind Herdentiere, sie schätzen den häuslichen Frieden –  im Haus – möglichst mit Garten, nicht im Appartement. Sie lieben Vereine und rotten sich gerne zusammen. Zugegeben, das reißt uns zunächst nicht vom Hocker. Aber nach den chaotischen Turbulenzen des Anfangs, die der Mars und seine raufende Bande von Widdern verursacht haben, sorgen der darauffolgende Stier und die Venus für Beruhigung, Atemholen und Wachstum. Der Mai gilt nicht umsonst als Wonnemonat. Schon Lukrez, dieser Atheist und Aufklärer, ließ es sich nicht nehmen, die einzige Göttin, die er gelten ließ, die Venus, mit den folgenden Worten zu preisen: “Mutter der Aenaden, der Menschen und der Götter Wonne, Spenderin des Lebens, du bist es, die unter den ruhig gleitenden Zeichen des Himmels das schiffetragende Meer, das fruchtragende Land belebt.” Der Hymnus geht noch weiter, wobei sich Lukrez auch an dem lustvollen Ineinander der paarungsfreudigen Menschen und Tiere, an dem prallen Aufblühen der Pflanzen ergötzt.

Stiergeborene sind lebensfroh, sie essen, trinken und lieben gerne. Sie sind Optimisten vom Mutterleib an. Der Frühling, den sie mit ihrem ersten Schrei begrüßen, ist das immer wiederkehrende und eingelöste Versprechen eines neuen Lebens.

Aber natürlich haben auch die Stiere einen Schatten. Ihre Lust und ihr Begehren sind ausschweifend und ihr Charme beträchtlich. Seinen oder ihren Treuschwüren sollten wir nicht bedingungslos Glauben schenken. Stiere sind oft verheiratet, nicht, weil sie treuloser sind als andere Zeichen, da haben ihnen der Schütze und der Löwe einiges voraus. Aber der Stier ist ein, astrologisch gesprochen, “fixes” Zeichen. Er ist verbindlich und will seine Verhältnisse legalisieren. Auch sonst muß alles seine Ordnung haben. Stiere haben einen ausgeprägten Gemeinsinn und als Herdentiere müssen sie den auch haben. Der eigene Stamm, das eigene Dorf, das eigene Land müssen geschützt werden, sonst ist es mit dem Bestand schnell vorbei. Sie sind konservativ von Natur aus, denn sie wollen und müssen sich bewahren vor inneren und äußeren Feinden. Sie vermehren ihren Reichtum, stecken ihre Claims ab und hüten eifersüchtig deren Grenzen. Dabei können sie ganz schön militant werden.

Der Adel, die Bauern und Familienbetriebe handeln nach der Logik des Stieres. Aber auch die katholische Kirche bewahrt und mehrt ihren Bestand. Die englische Königin und der polnische Papst, beide Stiergeborene, sind dabei hervorragende Vertreter ihres Zeichens. An ihnen kann man auch sehen, daß ein Stier wohl behütet und “behutet” sein will. Auch der Stier Joseph Beuys ist ohne Hut unvorstellbar. Vom Stier, der vor jeder großen Börse als Symbol des Erfolgs steht, ist das Wort Geld abgeleitet. Das lateinische Pecunia kommt von Pecus, was das Rind bedeutet. Mit ihm wurde bezahlt. Die Stiergeborenen halten ihr Sach’ zusammen. Aber von diesen Schattenseiten hören sie auch schon bis zum Überdruß.

Interessanter ist ein anderer Aspekt, dem wieder einmal die Griechen in ihrer Mythologie so tiefsinnig nachgegangen sind. Minos, ein legendär reicher König und Günstling des Poseidons, bat um dessen Hilfe, doch auch Poseidon gibt nichts umsonst. Minos sollte ihm seinen schönsten weißen Stier opfern. Der dachte sich, ein weniger wertvoller Stier tut’s auch. Poseidon durchschaute die Schummelei und rächte sich. Minos Frau, Pasiphae’, entbrannte in leidenschaftlicher Liebe zu eben diesem vorenthaltenem Stier. Das traurige Ergebnis ihrer Leidenschaft war der Minotaurus, ein Monster, halb Mensch halb Stier, den Minos in ein unterirdisches Labyrinth verbannte.

Götterbetrug ist der eigentliche Schatten der Stiere. In säkularen Zeiten kein schweres Vergehen, so scheint es. Aber dank Sigmund Freud, ebenfalls ein Stier, wissen wir, daß das Labyrinth des Unterbewußten so manches Monster birgt. Es bedurfte eines Skorpions wie Pablo Picasso, den Minotaurus aus dem Dunklen ins helle Licht der Kunst zu stellen.

This entry was published on May 18, 2015 at 6:01 pm. It’s filed under Sternzeichen and tagged , . Bookmark the permalink. Follow any comments here with the RSS feed for this post.

3 thoughts on “Stiere sind schön

  1. elisabeth von molo's avatarelisabeth von molo on said:

    Unglaublich schön und gut. Danke. Dein Liesel

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  2. Ludwig Bonitz's avatarLudwig Bonitz on said:

    Hallo, liebes Schwesterherz!!
    Schöner Artikel ! Als stiegeborener kann ich einigen Eigenschaften zustimmen! Sei lieb umarmt

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